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Wirtschaftspolitik

Bearbeite Wirtschaftspolitik und vergleiche deine Lösungen. Aus dem Kurs Volkswirtschaftstheorie and Wirtschaftspolitik an der Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg (OTH Regensburg).

Abschnitt 1

MC
1.1
Was ist Wirtschaftspolitik?
4 P

Welche der folgenden Aussagen charakterisieren Wirtschaftspolitik im Sinne der Vorlesung zutreffend und spiegeln die Rolle des Staates in einer Marktwirtschaft wider? Mehrere Antworten können richtig sein.

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1.2
Staatliche Maßnahmen und Coase-Theorem
4 P

Nehmen wir an, eine Fabrik verursacht durch ihre Produktion externe Kosten in Form von Umweltverschmutzung, die die Lebensqualität der Anwohner beeinträchtigt. Die Regierung erwägt verschiedene Maßnahmen zur Reduktion dieser externen Effekte. Welche der folgenden Aussagen bezüglich staatlicher Interventionen und des Coase-Theorems sind korrekt?

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1.3
Ober- und Einzelziele
4 P

Das "Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StWG)" von 1967 in Deutschland zielt auf das "gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht" ab. Dieses Gesetz und das Grundgesetz (Art. 109 Abs. 2) bilden die Grundlage für die Ziele der Stabilisierungspolitik. Welche der folgenden Aussagen bezüglich der Ober- und Einzelziele der Wirtschaftspolitik im Kontext des StWG und des "Magischen Vierecks" sind zutreffend?

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1.4
Zielharmonie und Zielpriorisierung
4 P

Das "Magische Viereck" der Wirtschaftspolitik umfasst traditionell die Ziele Preisstabilität, hoher Beschäftigungsstand, außenwirtschaftliches Gleichgewicht und stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum. Nehmen wir an, eine Regierung steht vor der Situation, dass eine expansive Geldpolitik kurzfristig zwar das Wirtschaftswachstum ankurbelt und die Beschäftigung erhöht, gleichzeitig aber die Inflationsrate signifikant ansteigen lässt und potenziell das außenwirtschaftliche Gleichgewicht durch eine Abwertung der Währung gefährdet.

Welche der folgenden Aussagen zur langfristigen Zielharmonie, Zielpriorisierung und den Grenzen des "Magischen Vierecks" sind zutreffend?

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1.5
Marktwirtschaft und ihre Grenzen
4 P

Die Annahmen der vollständigen Konkurrenz bilden die Grundlage für das Ideal einer sich selbstregulierenden Marktwirtschaft. Welche der folgenden Aussagen beschreiben korrekt sowohl Annahmen der vollständigen Konkurrenz als auch Grenzen oder Herausforderungen dieser Selbstregulierung, die staatliche Eingriffe rechtfertigen können?

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1.6
Inflation: Negative Allokations- und Wachstumseffekte
4 P

Inflation beeinträchtigt die Allokationsfunktion von Preisen in einer Marktwirtschaft und kann negative Auswirkungen auf das Wachstum haben. Welche der folgenden Aussagen beschreiben oder erklären die Mechanismen, durch die Inflation zu Allokations- und Wachstumseffekten führt?

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1.7
Magisches Viereck
4 P

Das 'Magische Viereck' der Wirtschaftspolitik umfasst Preisniveaustabilität, hohen Beschäftigungsstand, Wirtschaftswachstum und außenwirtschaftliches Gleichgewicht. Welche der folgenden Aussagen zur Operationalisierung und den potenziellen Konflikten dieser Ziele sind zutreffend?

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1.8
Beschäftigungsindikatoren und Arbeitslosenquoten
4 P

Welche der folgenden Aussagen bezüglich Beschäftigungsindikatoren und Arbeitslosenquoten sind korrekt, wenn EEE die Anzahl der Erwerbstätigen, ALALAL die Anzahl der Arbeitslosen, EPEPEP die Anzahl der Erwerbspersonen, EPPEPPEPP das Erwerbspersonenpotential, ALregAL_{reg}ALreg​ die Anzahl der registrierten Arbeitslosen, EaE_aEa​ die Anzahl der abhängigen Beschäftigten und EsE_sEs​ die Anzahl der Selbstständigen (einschließlich mithelfender Familienangehöriger) darstellt?

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1.9
Ungewünschte Verteilung
4 P

In einer Marktwirtschaft kann es zu einer ungleichen Verteilung von Vermögen und Einkommen kommen. Welche der folgenden Aussagen treffen im Kontext der in Deutschland praktizierten Sozialen Marktwirtschaft und der damit verbundenen Umverteilungspolitik zu?

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1.10
Grundlegendes zum Wirtschaften und Wirtschaftssystem
4 P

In modernen, arbeitsteiligen Tauschwirtschaften müssen Produktions- und Konsumpläne koordiniert werden. Welche der folgenden Aussagen beschreiben zentrale Aspekte dieser Koordination und die Rolle des Wirtschaftssystems korrekt?

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Abschnitt 2

Freitextaufgabe
2.1
Konjunkturschwankungen
4 P

Konjunkturschwankungen sind ein wiederkehrendes Merkmal von Marktwirtschaften. Angenommen, eine Volkswirtschaft erlebt einen deutlichen Abschwung. Analysieren Sie die potenziellen kurz- und langfristigen Auswirkungen dieses Abschwungs auf verschiedene Sektoren (z.B. Konsumgüter, Investitionsgüter, Dienstleistungen) und argumentieren Sie, welche Sektoren am stärksten betroffen sein könnten und warum. Berücksichtigen Sie dabei sowohl Nachfrage- als auch Angebotsseitige Effekte und diskutieren Sie die relativen Vor- und Nachteile verschiedener wirtschaftspolitischer Maßnahmen zur Abmilderung der negativen Auswirkungen.

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2.2
Was ist Wirtschaftspolitik?
4 P

Die Wirtschaftspolitik greift in das Wirtschaftsgeschehen ein, um institutionelle Rahmenbedingungen zu gestalten und Marktversagen zu korrigieren. Analysieren Sie anhand des Beispiels 'Arbeitslosigkeit', wie Wirtschaftspolitik sowohl die Rahmenbedingungen gestalten als auch direkt intervenieren kann, um dieses Problem zu adressieren. Erläutern Sie dabei, welche unterschiedlichen Arten von wirtschaftspolitischen Maßnahmen (z.B. fiskalpolitische, geldpolitische, ordnungspolitische) zur Anwendung kommen könnten und wie diese idealerweise zusammenwirken sollten, um die Arbeitslosigkeit nachhaltig zu senken. Berücksichtigen Sie auch mögliche Zielkonflikte, die bei der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit auftreten können.

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2.3
Beschäftigungsindikatoren und Arbeitslosenquoten
4 P

Die offizielle Arbeitslosenquote wird oft kritisiert, da sie die tatsächliche Situation am Arbeitsmarkt nicht vollständig widerspiegelt. Analysieren Sie, wie sich die Einbeziehung der 'Stillen Reserve' (ALSRAL_{SR}ALSR​) in die Berechnung der Arbeitslosenquote auf die Interpretation der Arbeitsmarktlage auswirken würde. Diskutieren Sie dabei, welche zusätzlichen Informationen (neben den in den Vorlesungsfolien genannten), benötigt würden, um das Erwerbspersonenpotenzial (EPP) genauer zu bestimmen und somit eine validere 'weite' Arbeitslosenquote zu berechnen. Gehen Sie auch auf mögliche methodische Schwierigkeiten bei der Erfassung und Quantifizierung der Stillen Reserve ein.

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2.4
Marktversagen: Externe Effekte
4 P

Ein Stahlwerk leitet Abwasser in einen Fluss ein, was die Fischerei beeinträchtigt. Angenommen, es gibt keine staatliche Regulierung und die Eigentumsrechte sind nicht klar definiert. Analysieren Sie, wie das Coase-Theorem in dieser Situation zur Anwendung kommen könnte und welche Herausforderungen bei der Erreichung einer effizienten Lösung auftreten könnten, insbesondere wenn die Anzahl der Fischer groß ist und die Transaktionskosten hoch sind. Erläutern Sie, warum eine Pigou-Steuer in dieser Situation möglicherweise eine geeignetere Lösung wäre und wie die Höhe der Steuer bestimmt werden sollte, um die sozial optimale Menge an Stahlproduktion zu erreichen.

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2.5
Inflation im Euroraum
4 P

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Euroraum das Mandat, Preisstabilität zu gewährleisten. In den letzten zwei Jahrzehnten haben wir sowohl Phasen niedriger Inflation als auch Phasen hoher Inflation erlebt, begleitet von signifikanten Veränderungen in der Bilanzsumme der EZB (Aktiva). Diskutieren Sie kritisch, inwiefern das Wachstum der EZB-Aktiva als ein Indikator für die Wirksamkeit der Geldpolitik im Kampf gegen Inflation interpretiert werden kann. Berücksichtigen Sie dabei sowohl Situationen, in denen das Wachstum der Aktiva mit steigender Inflation korreliert, als auch Situationen, in denen dies nicht der Fall ist. Analysieren Sie mögliche Verzögerungseffekte und andere Faktoren, die die Beziehung zwischen EZB-Aktiva und Inflation beeinflussen könnten.

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2.6
Marktversagen: Asymmetrische Information
4 P

Asymmetrische Information kann zu Marktversagen führen. Nehmen Sie an, der Staat greift ein, um dieses Marktversagen zu korrigieren. Analysieren Sie detailliert, welche potenziellen Probleme oder Ineffizienzen entstehen können, wenn der Staat versucht, Informationsasymmetrien im Kontext von Hidden Action (Moral Hazard) und Hidden Characteristics (Adverse Selektion) zu reduzieren. Berücksichtigen Sie dabei sowohl die Herausforderungen bei der Informationsbeschaffung durch den Staat als auch mögliche unbeabsichtigte Folgen staatlicher Interventionen. Geben Sie konkrete Beispiele, um Ihre Argumentation zu untermauern.

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2.7
Marktversagen: Öffentliche Güter
4 P

Öffentliche Güter sind durch Nicht-Rivalität und Nicht-Ausschließbarkeit gekennzeichnet, was zum Trittbrettfahrerproblem führt. Analysieren Sie, wie unterschiedliche staatliche Interventionen – von direkter Bereitstellung durch den Staat bis hin zu Subventionen für private Anbieter – die Effizienz bei der Bereitstellung öffentlicher Güter beeinflussen können. Vergleichen und bewerten Sie die Vor- und Nachteile dieser verschiedenen Ansätze im Hinblick auf Anreizstrukturen für Konsumenten und Produzenten, die potenzielle Reduzierung des Trittbrettfahrerproblems sowie die resultierende gesellschaftliche Wohlfahrt. Berücksichtigen Sie dabei auch, dass die optimale Menge eines öffentlichen Gutes theoretisch durch die Samuelson-Bedingung
∑i=1nMRSi=MRT\sum_{i=1}^{n} MRS_i = MRT∑i=1n​MRSi​=MRT definiert ist, wobei MRSMRSMRS die marginale Rate der Substitution und MRTMRTMRT die marginale Transformationsrate darstellt. Inwiefern beeinflussen die verschiedenen Interventionsstrategien die Annäherung an diese optimale Menge?

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2.8
Die Phillipskurve
4 P

Die traditionelle Phillipskurve suggeriert einen stabilen, inversen Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit. In der Realität ist dieser Zusammenhang jedoch komplexer und kann sich im Zeitablauf verschieben. Diskutieren Sie kritisch, inwiefern die modifizierte Phillipskurve eine realistischere Darstellung des Zusammenhangs zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit bietet als die ursprüngliche Phillipskurve. Analysieren Sie dabei insbesondere, wie sich die Rolle von Inflationserwartungen und externen Schocks (z.B. Angebotsschocks) auf die Gültigkeit und Aussagekraft der Phillipskurve auswirken. Erläutern Sie weiterhin, welche Implikationen die Existenz oder Nichtexistenz eines stabilen Phillipskurven-Zusammenhangs für die Gestaltung der Geldpolitik hat.

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2.9
Ziel: Wirtschaftswachstum und Außenwirtschaftliches Gleichgewicht
4 P

Das Ziel eines angemessenen und stetigen Wirtschaftswachstums wird oft als entscheidend für die Steigerung des Wohlstands und die Schaffung von Beschäftigung angeführt. Allerdings kann Wirtschaftswachstum auch negative externe Effekte, insbesondere Umweltprobleme, verursachen. Analysieren Sie kritisch, wie die Vorteile des Wirtschaftswachstums (gesteigerter Wohlstand, höhere Beschäftigung) gegen die potenziellen Nachteile (Umweltzerstörung) abgewogen werden können, um eine nachhaltige Wirtschaftspolitik zu gestalten. Berücksichtigen Sie in Ihrer Analyse verschiedene wirtschaftspolitische Instrumente und deren Wirksamkeit bei der Bewältigung dieses Zielkonflikts.

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2.10
Inflation: Negative Verteilungseffekte
4 P

Die Lohn-Lag-Hypothese und die Transfer-Lag-Hypothese beschreiben beide negative Verteilungseffekte der Inflation. Analysieren Sie, inwiefern die Mechanismen, die diesen Hypothesen zugrunde liegen, ähnliche ökonomische Auswirkungen auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen haben. Erläutern Sie insbesondere, wie die zeitliche Verzögerung bei der Anpassung von Löhnen bzw. Transferleistungen die relative Kaufkraft der betroffenen Gruppen beeinflusst und welche langfristigen Konsequenzen sich daraus ergeben können.

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Abschnitt 3

Fallstudie
3.1
Aufgaben und Klassifikation der Wirtschaftspolitik
4 P

Die Europäische Zentralbank (EZB) steht vor einer komplexen Herausforderung. Nach einer Periode niedriger Inflation und sogar Deflation zu Beginn der 2020er Jahre, erlebte die Eurozone in den Jahren 2022 und 2023 einen deutlichen Anstieg der Inflation, der durch globale Lieferkettenprobleme, steigende Energiepreise aufgrund des Ukraine-Krieges und eine erhöhte Nachfrage nach der COVID-19-Pandemie befeuert wurde. Die Inflationsrate erreichte im Herbst 2022 Höchststände von über 10% in einigen Mitgliedsstaaten. Die EZB reagierte darauf mit einer Reihe von Zinserhöhungen, beginnend Mitte 2022. Diese Zinserhöhungen zielten darauf ab, die Nachfrage zu dämpfen und die Inflation wieder auf das Ziel von 2% zu senken. Die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Maßnahmen sind jedoch vielfältig. Einerseits scheinen die Zinserhöhungen die Inflation tatsächlich zu bremsen, wie vorläufige Daten für 2024 zeigen. Andererseits haben sie zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und Bedenken hinsichtlich einer möglichen Rezession geführt. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) leiden unter den höheren Kreditkosten. Die Regierungen der einzelnen Mitgliedsstaaten haben ihrerseits unterschiedliche fiskalpolitische Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen der Inflation auf Haushalte und Unternehmen abzumildern. Einige Länder haben direkte Zahlungen an einkommensschwache Haushalte geleistet, während andere Steuersenkungen auf Energieprodukte eingeführt haben. Diese Maßnahmen haben jedoch auch die Staatsverschuldung erhöht und die finanziellen Spielräume für zukünftige Investitionen verringert. Die heterogene Wirtschaftsstruktur der Eurozone erschwert die Situation zusätzlich. Länder mit einer hohen Staatsverschuldung und geringen Wettbewerbsfähigkeit sind anfälliger für die negativen Auswirkungen der Zinserhöhungen. Dies führt zu Spannungen innerhalb der Eurozone und wirft Fragen nach der optimalen wirtschaftspolitischen Strategie auf. Die folgende Tabelle zeigt vereinfachte Wirtschaftsdaten für zwei hypothetische Eurozonen-Mitgliedsstaaten:

IndikatorStaat AStaat B
Inflationsrate (aktuell)4.0%6.0%
Staatsverschuldung (in % des BIP)60%120%
Arbeitslosenquote6%8%
BIP-Wachstum (prognostiziert)1.5%0.5%

Die politischen Entscheidungsträger müssen nun abwägen, wie sie die Inflation weiter bekämpfen können, ohne die wirtschaftliche Erholung zu gefährden und die Stabilität der Eurozone zu untergraben.

  1. Bewerten Sie die aktuelle wirtschaftspolitische Strategie der EZB angesichts der oben beschriebenen Herausforderungen. Welche alternativen wirtschaftspolitischen Maßnahmen könnten in Erwägung gezogen werden, um die Inflation zu bekämpfen und gleichzeitig die wirtschaftliche Stabilität in der Eurozone zu gewährleisten? Begründen Sie Ihre Antwort unter Berücksichtigung der unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedingungen in den einzelnen Mitgliedsstaaten und der theoretischen Grundlagen der Ordnungspolitik, Prozesspolitik und Strukturpolitik.
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3.2
Kurz- und langfristige Phillipskurve
5 P

Die Europäische Zentralbank (EZB) steht vor einer komplexen wirtschaftspolitischen Herausforderung. Nach einer Periode niedriger Inflation und hoher Arbeitslosigkeit in den Jahren 2010-2019, ausgelöst durch die Staatsschuldenkrise, hat die COVID-19-Pandemie zu einer drastischen Veränderung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geführt. Massive fiskalische und monetäre Stimulusmaßnahmen wurden ergriffen, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Diese Maßnahmen haben zwar anfänglich die Arbeitslosigkeit reduziert und das Wirtschaftswachstum gefördert, führten aber auch zu einem erheblichen Anstieg der Inflation im Jahr 2022, die teilweise durch Angebotsschocks aufgrund des Krieges in der Ukraine verstärkt wurde.

Die EZB ist nun mit einer Stagflation konfrontiert: hoher Inflation und gleichzeitig stagnierendem oder sinkendem Wirtschaftswachstum, verbunden mit einer tendenziell steigenden Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 7%, während die Inflationsrate bei 8% liegt. Prognosen deuten darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr lediglich 0,5% betragen wird. Verschiedene Interessengruppen innerhalb und außerhalb der EZB haben unterschiedliche Meinungen darüber, wie die aktuelle Situation zu bewältigen ist.

  • Falken (inflationsorientierte Ökonomen): Befürworten eine aggressive Straffung der Geldpolitik durch Erhöhung der Leitzinsen, um die Inflation schnell einzudämmen, auch wenn dies kurzfristig zu einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit und einer Rezession führen könnte. Sie argumentieren, dass eine verfestigte Inflation schwerer zu bekämpfen sei und langfristig größere Schäden verursachen würde.
  • Tauben (wachstumsorientierte Ökonomen): Plädieren für eine behutsamere Straffung der Geldpolitik, um das Wirtschaftswachstum nicht zu gefährden. Sie betonen, dass die Inflation teilweise auf Angebotsschocks zurückzuführen sei, die sich von selbst korrigieren würden, und dass zu aggressive Zinserhöhungen die Wirtschaft unnötig belasten würden.
  • Gewerkschaften: Fordern staatliche Lohnanpassungen, um die Kaufkraft der Arbeitnehmer zu erhalten und die Nachfrage zu stützen. Sie befürchten, dass eine zu restriktive Geldpolitik zu Massenentlassungen führen könnte.
  • Unternehmerverbände: Warnen vor staatlichen Lohnanpassungen, die die Lohn-Preis-Spirale weiter anheizen könnten. Sie fordern stattdessen Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Senkung der Energiekosten.

Die EZB muss nun eine Entscheidung treffen, die sowohl die Inflation eindämmt als auch die negativen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung minimiert. Berücksichtigen Sie bei Ihrer Analyse auch die kurz- und langfristigen Auswirkungen der verschiedenen Politikoptionen im Kontext der Phillipskurve.

  1. Bewerten Sie die Vor- und Nachteile der von den Falken und Tauben vorgeschlagenen geldpolitischen Strategien im Kontext der aktuellen Stagflationssituation. Analysieren Sie, wie sich diese Strategien kurz- und langfristig auf die Inflation, die Arbeitslosigkeit und das Wirtschaftswachstum auswirken könnten. Verwenden Sie dabei das Konzept der kurz- und langfristigen Phillipskurve, um Ihre Argumentation zu untermauern. Zeichnen Sie eine Grafik, die die möglichen Pfade der Wirtschaft unter den verschiedenen Szenarien (Falken vs. Tauben) auf einer modifizierten Phillipskurve darstellt, die die Stagflation berücksichtigt. Diskutieren Sie, ob eine Bewegung entlang oder eine Verschiebung der Phillipskurve wahrscheinlicher ist. Verwenden Sie LaTeX Notation.
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3.3
Marktwirtschaftliche Grundlagen
4 P

Die Firma 'GlobalTech Solutions AG' ist ein mittelständisches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und den Vertrieb von Softwarelösungen für Logistikunternehmen spezialisiert hat. Gegründet vor 15 Jahren, hat sich das Unternehmen zunächst erfolgreich in Deutschland etabliert. In den letzten Jahren expandierte GlobalTech Solutions AG auch in andere europäische Länder und plant nun, in den nordamerikanischen Markt einzutreten. Die Geschäftsführung, bestehend aus dem Gründer Dr. Manfred Schmidt und der Vertriebsleiterin Frau Anna Weber, steht vor der Herausforderung, die Unternehmensstrategie angesichts des zunehmenden Wettbewerbs und der unterschiedlichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den Zielmärkten anzupassen.

Bisher basierte das Geschäftsmodell von GlobalTech Solutions AG auf der Annahme einer relativ stabilen und regulierten Wirtschaftsordnung. Die Produkte wurden primär über Direktvertrieb und langfristige Wartungsverträge verkauft. In Nordamerika herrschen jedoch deutlich andere Marktbedingungen. Der Wettbewerb ist intensiver, der Preisdruck höher und die Kunden erwarten flexible, cloud-basierte Lösungen. Hinzu kommt die Unsicherheit über zukünftige wirtschaftspolitische Entscheidungen, insbesondere im Hinblick auf Handelsabkommen und Datenschutzbestimmungen.

Eine interne Analyse hat ergeben, dass die Unternehmenskultur von GlobalTech Solutions AG stark von deutschen Werten wie Präzision, Zuverlässigkeit und langfristiger Planung geprägt ist. Dies führte in der Vergangenheit zu einer hohen Qualität der Produkte, aber auch zu einer gewissen Trägheit bei der Anpassung an veränderte Marktbedingungen. Frau Weber argumentiert, dass eine stärkere Dezentralisierung der Entscheidungsfindung und eine flexiblere Preisgestaltung notwendig sind, um im nordamerikanischen Markt erfolgreich zu sein. Dr. Schmidt hingegen betont die Bedeutung der bewährten Qualitätsstandards und langfristigen Kundenbeziehungen. Er befürchtet, dass eine zu schnelle Anpassung an den Markt zu Lasten der Qualität und des Images des Unternehmens gehen könnte.

Um die Situation weiter zu verkomplizieren, hat die Europäische Kommission neue Richtlinien zur Datensicherheit angekündigt, die erhebliche Auswirkungen auf die Softwarelösungen von GlobalTech Solutions AG haben könnten. Die Einhaltung dieser Richtlinien erfordert erhebliche Investitionen in die technologische Infrastruktur und die Schulung der Mitarbeiter. Gleichzeitig sieht Dr. Schmidt in der Einhaltung der strengen europäischen Datenschutzstandards einen Wettbewerbsvorteil gegenüber amerikanischen Anbietern, die möglicherweise weniger strenge Standards anwenden.

KennzahlDeutschlandNordamerika (erwartet)
Durchschnittlicher Verkaufspreis50.000€$40.000
Vertriebskosten15%20%
Marktanteil8%Ziel: 3%
Kundenbindungsrate90%Ziel: 75%
  1. Beurteilen Sie kritisch, inwieweit das Geschäftsmodell von GlobalTech Solutions AG, basierend auf den Idealtypen von Wirtschaftssystemen, für den nordamerikanischen Markt geeignet ist. Argumentieren Sie, ob die deutsche Unternehmenskultur einen Wettbewerbsvorteil oder -nachteil darstellt. Untersuchen Sie in Ihrer Antwort insbesondere die Bedeutung von Entscheidungsfreiheit, Koordination über Märkte, Begrenzung von Macht und Eigentumsrechten in beiden Wirtschaftssystemen (Deutschland und Nordamerika) und wie diese die Strategie von GlobalTech beeinflussen sollten.
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